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Mir ist es langweilig - Boreout die stille Last

  • Autorenbild: Christina
    Christina
  • 24. Apr.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Apr.

Langeweile - Ich denke kein Phänomen wird mehr unterschätzt. "Mir ist es langweilig." Sagen Kinder, wenn die Erwachsenen miteinander reden, während der Autofahrt oder im Restaurant. Um meine Kinder in solchen Situationen abzulenken, habe ich immer Spiele und Malzeug dabei gehabt.


Langeweile die zermürbend ist

Aber es gibt noch eine ganz andere Langeweile:

Sie ist zermürbend,

Sie macht wütend,

Sie verunsichert,

Sie nimmt dir die Freude.

Sie ist eine Belastung

Ich rede über Boreout. Es wird gerne als die Schwester von Burnout betrachtet, aber Boreout ist keine Krankheit, obwohl die Symbtome für den Betroffenen von Burnout und Boreout sehr sehr ähnlich sind. Doch eine Krankheit kann in irgendeiner Form von Ärzten behandelt werden. Boreout kann nur durch ein verändertes Arbeitsumfeld gelindert und verhindert werden. Genau das ist der Grund warum Führungskräfte und Unternehmer sich dringend mit dem Thema Boreout beschäftigen sollten. Unternehmen verlieren viel Geld, wenn ihre Mitarbeiter unter chronischer Langeweile leiden.

Es gibt Menschen, die können mit ihrer Begeisterung ein ganzes Team motivieren und "mitziehen". Aber es gibt auch Menschen, die ein ganzes Team demotivieren können, weil sie selbst ihre Arbeit als sinnleer empfinden. Das raubt Innovationskraft, führt zu einer höheren Fluktuation und einer sinkenden Produktivität.

Aber während Burnout irgendwie gesellschaftsfähig geworden ist, versucht jeder das Phänomen Boreout zu verheimlichen. Denn gerade in Deutschland ist es ok, wenn man sich so stark engagiert, dass man ausbrennt. Doch wer will schon sagen müssen, dass die eigene Arbeit krankmachend langweilig ist.


Welche Symptome hat Boreout?

Boreout beschreibt den Zustand der durch chronische Unterforderung entsteht. Es ist eine starke psychische Belastung, wenn du nicht gefordert, nicht gebraucht wirst oder einfach eine Arbeit machen musst, die du als sinnlos empfindest. Es ist Stress. Boreout wächst dort wo Menschen das Gefühl haben überflüssig und austauschbar zu sein.


Typische Symptome für Boreout sind:

  • Müdigkeit trotz ausreichendem Schlaf

  • Kopfschmerzen

  • Schlafstörungen

  • depressive Verstimmungen

  • Lustlosigkeit und innere Leere

  • Zynismus gegenüber der Arbeit

  • Prograstination, aber auch

  • übertriebener Perfektionismus


Schon 2016 hat die Techniker Krankenkasse in einer Stressstudie herausgefunden, dass 23% der Befragten Langeweile als einen starken Stressfaktor empfunden haben.

In der Arbeitszufriedenheits-Studie 2022 von AVANTGARDE Experts sagten ca. 50% der Befragten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, dass sie sich unterfordert fühlten und das Unternehmen ihr Potential nicht ausschöpfen würde. Natürlich werden sie nicht alle krank, aber Unterforderung und Langeweile führen unweigerlich zu einer inneren Kündigung.


Ich habe in meinen Warum-Workshops für Führungskräfte einige Personen gehabt, die genau an diesem Punkt angelangt waren. Alle denken über eine Kündigung nach. Doch nach dem Workshop organisieren nicht wenige Führungskräfte ihren Aufgabenbereich neu. Sie bleiben bei ihrem "alten" Arbeitgeber. Sie sehen wieder einen Sinn in ihrer Arbeit. Das motiviert sie ungemein, zum Beispiel auch eine Weiterbildung zu machen und sich für neue Aufgaben zu öffnen. Für die Führungskräfte, die durch den Warum-Workshop die Sicherheit erlangen, dass der aktuelle Arbeitgeber nicht mehr für sie passt, gibt es zwei unterschiedliche Reaktionen. Es gibt die, die sofort den nächstbesten Job nehmen. Und ich glaube, das ist selten gut. Und es gibt die, die sehr gezielt nach einem besseren, sie erfüllenderen Job auf die Suche gehen. Die im Workshop gewonnene Selbsterkenntnis macht sie im wahrsten Sinne des Wortes selbstbewusster. Und dieses Selbstbewusstsein und die Zuversicht ihre Stärken zu kennen, strahlen sie auch aus. Sie verbessern sich immer bei einem Jobwechsel.



Die Ursache für Boreout

Obwohl Boreout nicht so gut wie Burnout untersucht worden ist, kennt man die Ursachen:

  • Sinnverlust: die tägliche Arbeit erscheint bedeutungslos

  • fehlende Zielklarheit

  • die eigene Arbeit schein losgelöst vom Unternehmen und seinen Zielen

  • Micromanagement und starke Kontrolle

  • unklare Rollenverteilung

  • intensives Silodenken


Jahrzehnte mussten Arbeitnehmer einfach nur funktionieren. Doch heutzutage sollten nur noch die Roboter funktionieren müssen. Wir Menschen sollten unser Potential erkennen, entfalten und nutzen. Vielleicht hört sich das etwas pathetisch an, aber ich denke, dass unsere Kinder an den meisten Schulen immer noch beigebracht bekommen, dass sie funktionieren müssen. Das Potential erkennen, entfalten und nutzen kommt erst später.

Purpose, Werteorientierung und Selbstverwirklichung spielen eine immer größer werdende Rolle in der Arbeitswelt. Es ist nicht irgendein Trent, der morgen verfliegt. Menschen brauchen einen Bezug zu ihrer Arbeit. Menschen wollten nicht mehr nur einen Job machen. Sie wollen einen Beitrag leisten, der mit ihren Werten übereinstimmt.


Heute weiß man, dass Menschen gesünder sind, wenn sie verstehen warum ihre Arbeit zählt. Das Faszinierende daran ist, dass eine hohe Sinnwahrnehmung wie ein Schutzschild gegen Stress, Depression und nicht zuletzt gegen Boreout funktioniert. Die Herausforderung für Arbeitgeber ist es diesen Sinn im Arbeitsalltag erlebbar zu machen. Das geht wenn man den Arbeitnehmern die Möglichkeit einräumt über den Sinn der Arbeit zu reflektieren und sich auszutauschen. Dafür sind keine großartigen Events nötig, eher ein empathisches, echtes Zuhören. (Mehr über das Thema "Echtes Zuhören" kannst du hier lesen.) Und eine gute Feedbackkultur.


Der "Finde dein Warum" Workshop als strategisches Instrument

Ein möglicher Ansatz, um den Grundstein für diese Reflexion zu setzen, ist der "Finde dein Warum" Workshops für Teams. In diesem strukturierten Prozess, beleuchten die Mitglieder eines Teams oder einer Abteilung ihr gemeinsames Ziel, ihre Überzeugungen und ihren Beitrag im Unternehmen. Dabei geht es nicht um ein abstraktes Unternehmensziel oder einen, von "oben" übergestülpten Purpose. Das Warum, welches ganz konkret im Team erarbeitet wird, berührt jede und jeden im Team. Ziel ist kein hochglanz Statement für die Website oder die Unternehmensbroschüre, sondern ein ehrliches Verständnis über den eigenen Beitrag und die eigene Bedeutung.


Und was kannst du noch tun?

Solltest du merken, dass du von deiner Arbeit gelangweilt bist, dann versuche zu analysieren, woran es liegen könnte. Was langweilt dich? Was begeistert dich oder was hat dich früher an deiner Arbeit zufrieden gemacht? Wann hat es sich geändert? Was müßte sich an deiner Arbeit so verändern, so das sie wieder gut zu dir passt? Wenn du dir darüber Gedanken gemacht hast: Rede mit deinem Chef. Warte nicht zu lange. Lass die Langeweile nicht zur Normalität werden. Kein Chef wird einen gut integrierten Mitarbeiter leichtfertig kündigen. Zusammen könnt ihr eine Lösung finden. Sollte die Kündigung der einzige Ausweg sein. Gut so. Suche dir einen Job, der wirklich zu dir passt, der dich erfüllt. Dann geht es nicht nur dir sondern auch deinen Lieben besser, denn dann wirst du Zufriedenheit und Zuversicht ausstrahlen. Das mag jeder.

Fazit

Boreout ist ein ernstes, stilles Phänomen. Es hat eine weitreichende Wirkung und betrifft nicht nur einzelne Personen, sondern ganze Teams. Wer als Unternehmer oder Führungskraft nachhaltig arbeiten will, sollte sich mit der Frage beschäftigen, wie kann der Sinn unserer Arbeit erlebbar gemacht werden und Reflexionsräume geschaffen werden.

Ein Warum-Workshop ist aus meiner Sicht ein erster sehr guter Schritt für eine Standortbestimmung. Ein Schritt der Orientierung gibt und Verbindung schafft.



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