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Theorie U

  • Autorenbild: Christina
    Christina
  • 3. Juli
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 8. Juli

Veränderungsprozesse von Innen nach Außen gestalten


Als die Theorie U mir das erste Mal "über den Weg lief" fand ich sie faszinierend, aber irgendwie auch nicht greifbar.

Sie wirkte irgendwie sehr theoretisch, esoterisch, idealistisch auf mich. Und als ich nach Erfolgsgeschichten gesucht habe, waren die Beispiele sehr vage. Ich habe auch ein Weiterbildungsangebot rund um die Theorie U gefunden. Die Weiterbildung wurden mit einem leeren Stuhlkreis auf einer Wiese beworben. Eindeutig nichts für mich. (Ich liebe die Natur und Stuhlkreise sind oft sehr praktisch, aber dieses Bild weckte nur Ablehnung in mir.)

Trotzdem blieb irgendwo in meinem Hinterkopf der Wunsch mehr über die Theorie U zu erfahren. Zum Glück hat Cornelia Andriof die Theorie U sehr pragmatisch aufbereitet und sie in einem kleinen Workshop für mich auch (be)greifbar gemacht.


Die Theorie U und der Goldene Kreis


Außerdem hat Cornelia Andriof mir eine Idee gegeben, warum ich die Theorie U von Anfang an so faszinierend gefunden habe: Die Überzeugung, die die Grundlage für die Methode des Goldenen Kreises von Simon Sinek, die mir sehr vertraut ist und die ich sehr mag und die Überzeugung hinter der Theorie U ist, dass nachhaltige Veränderung nicht durch Prozesse, Willensstärke und Disziplin entsteht, sondern nur aus einer Mischung aus Haltung, Bewusstsein und Sinn. Wenn ich heute auf beide Methoden schaue, habe ich das Gefühl sie sind miteinander verwandt.

Theorie U
Theorie U

Doch was zum Teufel ist die Theorie U


Die meisten Veränderungsprozesse scheitern. Unterschiedliche Studien zu unterschiedlichen Zeiten, haben unterschiedliche Zahlen hervorgebracht, aber alle Zahlen pendeln zwischen 74 % und 80 %. Was wirklich erschreckend viel ist, denn wir leben in einer Zeit stetiger Veränderung. Auch Otto Schamer fand diese Zahl erschreckend und hat sich die 20 bis 26 % erfolgreichen Veränderungsprozesse angesehen. Er beschreibt die Aufmerksamkeit der Gruppe, die ein erfolgreiches Veränderungsprojekt durchlebt mit einer Bewegung durch ein U. Daher kommt auch der Name. Die Aufmerksamkeit, während des Veränderungsprozesses beginnt im Außen, geht dann aber Schritt für Schritt nach Innen. Bis sie zum Scheitelpunkt des U´s kommt. Der Scheitelpunkt ist der wichtigste Augenblick bzw. der wichtigste Punkt im Veränderungsprozess und damit auch in dieser Theorie. Für diesen Punkt hat Otto Scharmer sogar einen neuen Begriff entwickelt: Presencing. Eine Kombination aus „Presence“ (Gegenwart) und „Sensing“ (Erspüren). Es geht um das Erspüren zukünftiger Möglichkeiten. In dieser Phase geht es um Ruhe und um das Gefühl für die Zukunft. Es ist also eine Phase, die sich nur sehr schwer beschreiben lässt. Und es ist die Phase, die manchen Teilnehmern wirklich schwer fällt. Aber es ist auch die Phase, die Ergebnisse hervorbringt, die Workshopteilnehmer am meisten in Erstaunen versetzen. In der Aufwärtsbewegung werden die Ideen, egal in welcher Form sie "erspürt" wurden, zur Realität. Also von Innen nach Außen gebracht.

Und wenn du ein eher technisch orientierter Mensch bist, dann empfindest du diese Beschreibung vielleicht auch als sehr theoretisch, esoterisch, idealistisch. Lass dich davon aber bitte nicht abhalten tiefer in die Theorie U einzutauchen, sie zu testen, dann sie funktioniert.

Schlüsselkompetenzen entwickeln und trainieren

Während man mit der Theorie U arbeitet, werden verschiedene Kompetenzen entwickelt und trainiert, die ich für eine nachhaltige und zufriedene Zusammenarbeit im Team unerlässlich finde. Ja, es sind Kompetenzen, die man für die Arbeit mit der Theorie U braucht und die im Alltag oft viel zu kurz kommen.


Zuhören

Das ich davon überzeugt bin, dass die Fähigkeit einfach mal neugierig und echt zu zuhören vollkommen unterschätzt wird, habe ich ja schon in diesem Artikel beschrieben. Da wir im Veränderungsprozess nur ein diffuses Bild vom Ziel haben, ist es hier besonders wichtig, offen für Neues zu sein und zu zuhören.

Die Bereitschaft nicht alles bewerten zu müssen, nicht auf alles sofort reagieren zu müssen, ist unglaublich wichtig, damit überhaupt Neues entstehen kann und nicht nur eine Variante vom Alten als das Neue Ding verkauft wird. Für viele ist das eine große Herausforderung, aber mit gezielten kleinen Fragestellungen und Übungen ist auch diese Fähigkeit erlernbar. Zuhören schafft Vertrauen, Zuhören ist schon eine Transformation, hin zu mehr Klarheit. Wenn du es schaffst wirklich zu zuhören, dann betrachtest du deine Welt differenzierter und du wirst mitfühlender.


Selbstreflexion

Wir sehen die Welt nicht so wie sie ist, sondern entsprechend der Brille, die wir auf haben. Oder wie Ingrid Gerstbach es sagte: wir sehen die Welt nicht wie sie ist, sondern wie wir sind.

Jeder von uns hat Handlungs- und Meinungsmuster, die so selbstverständlich für uns sind, dass wir sie nicht in Frage stellen. Aber wenn wir uns durch gut kuratierte Fragen dazu verleiten lassen, genauer hinzusehen, dann lassen sich Reaktionen und Projektionen erkennen und auch korrigieren. Ein bisschen Selbstreflexion hilft auch inne zu halten, statt vorschnell zu handeln oder Lösungen anzubieten. Es sorgt dafür, dass wir ein bisschen mehr mit uns selbst in Verbindung sind. Das ist gut, denn erst dadurch können wir wirklich empathisch auf andere reagieren. Ihre Handlungen und Meinungen verstehen und Lösungen entwickeln, die wirklich Probleme beheben.


Nicht-Wissen aushalten

Unser Gehirn liebt es sofort Antworten auf Fragen bereit zu stellen. Bewusst die ersten schnellen Lösungen in Frage zu stellen und zulassen, dass man nicht alles weiß, ist etwas wofür wir ein bisschen Willenskraft brauchen. Aber nur wenn wir nicht den gewohnten Lösungswegen folgen, kann wirklich Neues entstehen.

Ja, es gibt die kollektive Dummheit, ABER es gibt auch die kollektive Intelligenz. Und die nutzen wir viel zu selten. Sie zu wecken ist eine kleine Meisterleistung. Hier finde ich es super wichtige alle Teammitglieder einzubeziehen. Ach die ganz stillen, die oft etwas länger über ein Thema nachdenken und dabei tiefer gehen. Ihre Fähigkeiten sind viel zu wertvoll, um sie nicht zu nutzen. Das "Nicht-Wissen" auszuhalten braucht Mut. Aber diesen Mut aufzubringen lohnt sich.

In dieser Situation mutig zu sein, wird leichter wenn zuvor eine Atmosphäre des Vertrauens, der Kreativität und durch Tiefe aufgebaut wurde.

Alles was ein Team braucht ist schon da


Vor einem Warum-Workshop oder einem Vision-Workshop ist im Team immer eine gewissen Nervosität spürbar. Wir können gut mit Zahlen, Daten, Fakten umgehen. Aber diese weichen Themen sind oft so vage. Das macht uns unsicher.

Und irgendwann in der Schule haben 90% der Menschen gelernt, dass sie nicht kreativ sind. In den Spiegel schauen, mögliche Blinde Flecken erkennen, die eigene Unvollkommenheit zu lassen. All das macht nervös. Dabei ist es viel leichter als die meisten glauben. Zu erkennen was die eigenen Besonderheiten sind, was euch von anderen Teams unterscheidet, ist etwas sehr schönes. Es sorgt für eine tiefe Verbundenheit. Diese Verbundenheit bleibt, selbst wenn neue Teammitglieder dazu kommen. Die Blinden Flecken, die die Teams in meinen Workshops entdeckt haben, waren immer positiv. Wir sind meistens so viel besser als wir annehmen, viel besser als unser Selbstbild ist. Perfektionismus klingt positiv, aber nur wenn wir die eigene Unvollkommenheit annehmen, ist Weiterentwicklung möglich und kann Neues entstehen. Perfektionismus bremst uns nur aus. Denn wir verharren in dem Alten um es noch etwas perfekter zu machen. Dabei ist Perfektion eine Illusion. Also lasst uns alle etwas Unvollkommener sein. ;-) Und die Kreativität? Jeder Mensch ist kreativ. Wie viele wunderbare Ausreden lassen wir uns blitzschnell einfallen, wenn ungeliebte Arbeiten am Horizont auftauchen? Kreativ sein und künstlerisch begabt sein, sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Wenn Menschen sagen "Ich bin aber gar nicht kreativ." meinen sie meistens die künsterische Begabung. Und für einen nachhaltigen Veränderungsprozess braucht es keine künstlerische Begabung, nur etwas Kreativität und die ist auf jeden Fall da.



Also keine Angst vor Veränderungsprozessen. Findet heraus welche Veränderungen es wirklich braucht (Abwärtsbewegung im U) und dann bringt die Veränderung in die Welt. (Aufwärtsbewegung im U)

Projektteam: Gemeinsam gut versorgt aus Braunichswalde.
Projektteam: Gemeinsam gut versorgt aus Braunichswalde.


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