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Prokrastination

Hast du gemerkt, dass ich im Sommer sehr unregelmäßig und sehr selten geschrieben habe? Immer ist etwas dazwischen gekommen.


Dabei hatte ich mir die schönsten Versprechen gegeben und mir die strengsten Deadlines gesetzt, aber es kam immer etwas dazwischen...


Die süße Verführung
Ein Bild von Kadri Kamo - die süße Verführung

Was ist überhaupt Prokrastination?


Prokrastination ist die wissenschaftliche Bezeichnung für pathologisches Aufschiebeverhalten. Prokrastination ist eine ernstzunehmende Arbeitsstörung und kann sowohl private Alltagsaktivitäten als auch schulische, akademische und berufliche Tätigkeiten betreffen." So beschreibt die Uni-Münster auf ihrer Website dieses Verhalten.


Es ist bekannt, dass Prokrastination unzufrieden macht, das kann sich bis zu einer Depression steigern. OK, so weit ist es bei mir nicht gekommen. Und soweit kommt es bei den meisten Aufschieben nicht. Man weiß, dass 80-95% aller Studenten irgendwann mal etwas aufschieben. Aber 20-40% (je nach Studie: Schouwenburg, Lay, Pychyl & Ferrari) der befragten Studenten gaben an, ernsthafte Schwierigkeiten durch das Aufschieben zu bekommen und bei 7% geht man von einer psychischen Erkrankung aus.


Das Gefühl etwas aufschieben zu müssen, kommt scheinbar durch einen sehr hohen Leistungsanspruch und den sich dadurch ergebenen Leistungsdruck. Sehr vereinfacht ausgedrückt: wenn ich nicht die Leistung erbringe, die bewertet werden könnte, kann ich auch keine schlechte Bewertung bekommen. Das Problem ist, dass wir anfangen an uns zu zweifeln und irgendwann die Leistung, vor deren Bewertung wir Angst hatten, gar nicht mehr erbringen können. Wir erschaffen uns mit der Progarastionation also unsere "selbsterfüllende Prophezeiung". Dabei machen wir uns wenig Gedanken in Form von "Was konnte ich machen, um nicht zu tun, was ich tun sollte" Würden wir uns eine bewusste Ablenkung suchen, dann würden wir einen "Umweg" über unser Bewusstsein machen. Unser Bewusstsein bzw. unsere Disziplin kann uns dann davon abhalten zu prokrastinieren. Nein, nein hier arbeitet das Unterbewusstsein und das ist sehr trickreich. Es zeigt uns eine Aufgabe, die jetzt doch eigentlich auch gemacht werden müssten und es ist soooo vernünftig diese Aufgabe zu machen und schwuppdiwupp putzt du die Fenster, obwohl die doch erst nächste Woche poliert werden sollten, oder du bearbeitest das Unkraut im Blumenbeet, obwohl es eigentlich ganz schön zwischen den Blumen aussieht und du ausprobieren wolltest, was passiert wenn es mal im Blumenbeet bleibt...



Prokrastinieren und (trotzdem) fleißig sein


Aber was ich beobachten konnte, in der Zeit in der ich wenig geschrieben habe, aber viel prokrastiniert habe, war ich nicht faul. Ich habe wirklich sehr viel geschafft und wenn ich mir so die Artikel über Prokrastination ansehe, dann scheint das wirklich normal zu sein. Und da hat Prokrastination tatsächlich auch eine positive Seite. Wenn du dich erfolgreich vor einer Sache drücken willst, dann brauchst du gute Argumente. Und das kann zum Beispiel eine große Aktivität auf einem ganz anderen Bereich sein. Ich habe meine Businessvorlagen komplett überarbeitet und nutze seit dem Sommer einen Zahlungsanbieter ;-) Mein Garten sieht ganz gut aus und ich habe nach langer Zeit endlich wieder genäht.


Dabei bin ich nicht die Einzige, die solche Erfahrungen gemacht hat. Sascha Lob und Kathrin Passig haben genau zu diesem Thema ein Buch geschrieben: "Dinge geregelt kriegen, ohne einen Funken Selbstdisziplin" Kathrin und Sascha beschreiben, was sie alles in die Welt gebracht haben, obwohl sie eigentlich etwas ganz anderes machen sollten oder wollten.


Hast du auch schon die Erfahrung gemacht, dass du richtig in einen Flow gekommen bist, als du dich vor deiner eigentlichen Aufgabe gedrückt hast? Ja, auch das habe ich schon erlebt. Plötzlich waren mehrere Canvavorlagen fertig, obwohl ich eigentlich einen Blogartikel schreiben wollte. ;-)


Wenn gute Ideen dich von deiner aktuellen Aufgabe ablenken wollen, dann halte sie im Ideenbuch fest. Ein Tool welches jeder vielseitige Mensch haben sollte.


Ich arbeite unter Druck am besten


Was man auch immer wieder hören kann ist der Satz: Ich arbeite unter Druck am besten. Ich glaube alle Menschen, die gern ungeliebte Aufgaben oder Aufgaben, denen sie sich nicht so richtig gewachsen fühlen vor sich herschieben, lieben diesen Satz. Aber das ist Unsinn. Ja, auch ich habe diesen Satz schon benutzt, denn wenn ich wirklich unter Zeitdruck etwas fertig machen muss, dann wird es zwar endlich fertig, aber nicht wirklich gut. Unter Zeitdruck habe ich keine Möglichkeit etwas zu ändern öder zu verbessern. Wir sind fokussiert, lassen uns nicht von kleinen unschönen oder umperfekten Details ablenken. Wir sind einfach glücklich und froh darüber, das es fertig ist. Ist die Arbeit die ich unter Druck gemacht habe, aber wirklich besser? Ich glaube nicht. Oft kann ich mich gar nicht mehr genau erinnern was und wie ich denn alles gemacht habe. Was mich fürchterlich nervt, deshalb versuche ich schon seit langem das Arbeiten unter Druck zu vermeiden. Außerdem möchte ich nicht, dass der Druck so groß wird, dass mir alles zu viel wird. Ich möchte also immer ein wenig Puffer für Unvorhergesehenes haben. Das Kind das krank wird, die Oma die Hilfe braucht oder der Hund der schon wieder abgehauen ist und eine Extrarunde dreht kosten Zeit und ich will sie ihnen geben.


Die schnelle Ablenkung oder aber auch "die süße Verführung"


Natürlich gibt es auch noch die schnelle Ablenkung. Das lesen der eMailnachrichten, das Scrollen auf Facebook ohne Ziel und das Lesen der Artikel Lieblings-Online-Magazin. Doch diese Ablenkungen zähle ich nicht mit zu den Tricks, die unser Unterbewusstsein nutzt, um uns vor Angst einflößenden Aufgaben zu schützen. Genau diesen Ablenkungen kannst du mit Disziplin und Aufmerksamkeit begegnen. Für online-Ablenkungen gibt es auch verschiedenste Apps, die verhindern, dass du in einer bestimmten Zeit Facebook besuchst. Auch das eMail-Programm kann geschlossen werden, so dass neue Nachrichten dich nicht ablenken können. Klingeltöne können ausgestellt werden. Wir leben in einer Welt, die Multitasking einfordern und in der immer mehrer Medien unsere Aufmerksamkeit haben wollen. Hier konzentriert und fokussiert zu arbeiten ist eine Kunst, die man lernen kann. Und da geht man genauso vor, wie bei andern Künsten auch: in kleinen Schritten. Schaffe dir tägliche Gewohnheiten. Das kann der Spaziergang zur Arbeit sein. So kommst du in Bewegung und bist auch noch an der Luft. Dass kann die Lesestunde am Abend sein. Eine Stunde, in der du in eine andere Welt eintauchen darfst ohne an den Abwasch oder das eMailpostfach zu denken. Oder auch die tägliche Yoga-Routine am Morgen. Fang mit einer Sache an, die dir Spaß macht. Und wenn du diese eine Sache meisterst, dann kannst du weiter gehen. Du wirst merken, dass du dann auch in anderen Bereichen konzentrierter bei der Sache bist.


Möchtest du mehr von mir lesen, dann kannst du dich zu meinem Wochenimpuls anmelden.






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