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Hast du zu viel Optimismus?

Die Optimismusfalle - oder die Mehrheit der Menschen ist zu optimistisch.


Dieses Phänomen ist als Optimismus Bias bekannt. Dieses Verhalten gilt als der beständigsten, verbreitetste und am besten dokumentierten Bias. Ausgeschlossen von diesem Optimismus Bias sind wohl nur depressive Menschen, also psychisch kranke Menschen.


Was steckt hinter diesem Begriff "Optimismus Bias"

Ganz einfach gesagt: wir sehen unsere Zukunft rosiger als sie ist. Kaum zu glauben, wenn man sich Nachrichten ansieht oder anhört. Deshalb habe ich hier 4 Beispiele:


1. Beispiel

Jeder der 2 Minuten Zeit investiert erfährt, dass die Scheidungsrate in Deutschland im Jahr 2022 bei 35,15% lag. Das bedeutet jede 3. Ehe wird geschieden. Aber kein Brautpaar wird bei der Hochzeit davon ausgehen, dass die eigene Ehe davon betroffen sein könnte.


2. Beispiel

Finanzanalysten erwarten regelmäßig zu hohe Gewinne. Sie sind von den hohen Gewinnen überzeugt, obwohl sie gegenteilige Erfahrungen gemacht haben. Das wurde in vielen unterschiedlichen Untersuchungen festgestellt. Es gibt Wissenschaftler, die davon ausgehen, dass der Optimismus Bias eine entscheidende Rolle bei der Finanzkrise 2008 spielte.


3. Beispiel

Und nicht zu letzt unsere Gesundheit: jeder Raucher weiß, dass Rauchen tödlich sein kann. Wir gehen nicht so regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen, wie es uns empfohlen wird und schätzen unser Risiko ernsthaft zu erkranken als viel zu gering ein. Selbst wenn wir eine Statistik über die unterschiedlichen Erkrankungen sehen, korrigieren wir unsere optimistische Einschätzung kaum.


4. Beispiel

Viele glauben und hoffen auf einen Lottogewinn der Gewinnklasse 1, also einen Millionengewinn. Doch die Chance diesen Gewinn zu bekommen liegt bei 1:140.000.000, Die Chance von einem Blitz getroffen zu werden, liegt bei 1:3.000.000. Und ist damit wesentlich größer. Doch wer glaubt ernsthaft daran irgendwann einmal vom Blitz getroffen zu werden? Nein, das wäre doch Schwarzmalerei - oder?


Mehr Fokus auf die Herausforderungen-weniger Optimismus

Wir brauchen die optimistische Illusion

Das behaupten jedenfalls die Biologen Amit Varga und Danny Broker 2009. Sie argumentierten, dass uns mit der Fähigkeit uns unsere Zukunft realistisch vorzustellen auch die Erkenntnis treffen würde, dass Alter, Krankheit, Verfall unserer Leistungsfähigkeit auf uns wartet. Diese Erkenntnis würde unsere täglichen Aktivitäten zum Erliegen bringen und eine Weiterentwicklung unmöglich machen.


Die Vorteile der angeborenen Illusion

Was bringt uns diese angeboren Verzerrung der Realität? Optimisten leben länger und gesünder, denn sie sehen einen guten Grund dafür sich gesund zu ernähren, sich zu bewegen und möglichst viel Kontakt mit anderen Menschen zu haben. Diese Tatsache wird durch viele Studien belegt.

Optimisten arbeiten härter und länger. Es scheint so, als wäre das die Ursache dafür, dass Optimisten auch mehr verdienen und mehr Erfolg haben. Dabei ist es wohl egal, ob wir von Erfolgen in der Bildung, im Sport, in der Wirtschaft oder bei Wahlen sprechen. Es lohnt sich also optimistisch in die Zukunft und auf Ziele zu schauen.


Bin ich zu optimistisch?

Als ich das erste Mal von diesem Phänomen gehört habe, war ich ziemlich erschrocken. Ja, ich bin ein Optimist. Aber der beschriebene Optimismus klang schon sehr naiv. Nachdem ich mich eingehender mit dem Thema beschäftigt habe, bin ich sehr froh darüber Optimist zu sein. Denn ohne diesen Optimismus könnte sich meine Neugier gar nicht entfalten, der Wunsch immer wieder Neues zu lernen würde schon im Keim erstickt werden.


Jetzt weiß ich wenigstens, warum neue Projekte besonders am Anfang so unglaublich viel Spaß machen. Diese Motivation Neues zu beginnen, die Kreativität, die immer am Anfang nur so sprudelt, hat ganz viel mit der rosaroten Brille zu tun mit der wir in die Zukunft schauen. Schon wenn wir anfangen to-do Listen zu schreiben, Meilensteine oder auch nur die nächsten konkreten Schritte für unser Projekt zu planen, dann verliert die rosarote Brille an Farbe und ein wenig Realitätssinn kommt in unser Denken und Tun.


Zu viel Optimismus wird zum Nachteil

Leider sorgt unser angeborener Optimismus aber auch dafür, dass wir uns, unsere Fähigkeiten und unsere Zeit überschätzen. Der Spruch von Bill Gates kommt hier zum tragen "Die meisten Menschen überschätzen, was sie in einem Jahr erreichen können und unterschätzen, was sie in 10 Jahren erreichen können." Diese Fehleinschätzung sorgt regelmäßig für unglaublich viel Frust bei einzelnen Personen, kann aber auch das Aus für ganze Projekte sein.

Um trotz allem unsere Ziele zu erreichen stürzen wir uns in die Arbeit und in den Stress.


Was kannst du tun?

Wenn du größere Projekte planst, dann schau wie andre in ähnlichen Projekten vorgehen. Suche dir Vorbilder und recherchiere genau was du wann wie zu tun hast. Versuche nicht davon auszugehen, dass du besser bist als andere. Entwickle dir deinen eigenen Plan.

Suche schon vor Projektstart, die Herausforderungen, die dich im Projekt erwarten werden. Wie wirst du auf diese Herausforderungen reagieren? Besprich dich mit anderen.


Gerade wenn du unsicher bist, ob du eventuell doch etwas zu optimistisch bist, nutze die Walt-Disney-Methode. In der Walt-Disney-Methode brauchst du 3 unterschiedliche Arbeitsplätze. Am ersten Arbeitsplatz bist du der Träumer. Für den Träumer ist alles möglich. Der Träumer arbeitet am liebsten mit Bildern. Am zweiten Arbeitsplatz arbeitet der Realist mit den Ideen des Träumers. Der Realist ist pragmatisch und schaut wie die Ideen des Realisten ganz praktisch umgesetzt werden können. Er erarbeitet Pläne. Er setzt um. Und dann gibt es noch den Kritiker. Sehr wohlwollend prüft er die Ideen des Träumers und die Pläne des Realisten.

Das wichtigste und schwierigste an dieser Methode ist es den Träumer träumen zu lassen. Die Träume nicht zu begrenzen, weil sie unrealistisch sind (das ist die Aufgabe des Realisten) oder weil die Ressourcen bestimmt nicht ausreichend sind (das ist die Aufgabe des Kritikers). In dieser Methode arbeitet man iterativ. Man nimmt die unterschiedlichen Rollen immer wieder nacheinander ein, bis man zu einem guten Ergebnis gekommen ist.


Sollten Menschen in deiner Umgebung deine Projekte kritisch sehen, sind sie nicht immer "Schwarzmaler" oder glauben nicht an dich, sondern sehen deine Projekte eventuell mit der nötigen Distanz. Ja, der Unterschied zwischen einem "Schwarzmaler" und einem Realisten ist oft nicht zu erkennen. Aber höre zu und entscheide dann, ob du auf deinen Bauch oder auf den "anderen" hörst. Schaffe ein Klima, in dem über Risiken gesprochen werden kann.


Fazit: Wir müssen täglich Entscheidungen zu treffen, um Ziele zu erreichen oder Schaden zu vermeiden. Dafür müssen wir eine realistische Idee haben was in der Zukunft passieren wird. Nur so können wir uns und damit unser Tun darauf vorbereiten. Der Optimismus Bais sorgt dafür, dass wir motiviert und zielstrebig sind. Das ist großartig. Aber ab und zu dürfen wir eine realistische Portion Pessimismus in unseren Überlegungen zu lassen. Denn nur so können wir den auftretenden Herausforderungen erfolgreich begegnen.


 

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